Bergtheim - aktiv unterwegs

Unter dem Motto „Es geht auch anders...“ wurde am 29.September 2001 eine Besichtigung in der Gemeinde Altershausen (Königsberg / bei Haßfurt) angeboten.

In dieser Gemeinde ist wohl einzigartig eine Fülle durchdachter gemeindlicher Planung zu erleben, die möglichst konsequent dem folgt, was man heute mit nachhaltig und / oder ganzheitlich umschreibt. Eingeladen zu dieser Führung durch den zweiten Bürgermeister Herrn Pfeil hatte der Verein Bergtheim aktiv e.V. – die Bürgerinitiative.

So versammelten sich an diesem ersten wirklich schönen Spätsommertag interessierte Bürger, um sich in der ca. 2,5 stündigen Ortsbegehung über

  • Biomasse –Heizanlage
  • Integration von Gewerbe
  • ökologisches Baugebiet und
  • Schilfkläranlage

zu informieren.

Seit 1993 heizt man in Altershausen mit einer „Strohheizung“. Etwa 50 Familien, sowie ein Gewerbebetrieb beziehen ihren Wärmebedarf aus nachwachsenden Rohstoffen. In erster Linie wird Stroh verbrannt. Ein Strohballen mit ca. 300 kg Masse ersetzt ca. 100l Heizöl. Das Stroh, aber auch das über einen Schüttboden zugeführte Holz – Schnitzelmaterial kommt von den umliegenden Anbauflächen oder aus der Forstwirtschaft. Das bisschen was an Asche übrig bleibt findet seinen Weg zurück auf die Anbauflächen als mineralstoffhalti­ger Dünger. Dass der Betrieb der Anlage sowohl in technischer als auch in finanzieller Hin­sicht nicht ganz reibungslos abläuft wurde dabei von dem äußerst kompetenten und für jede Frage offenen Besichtigungsleiter nicht verschwiegen. Ständige technische Verbesserungen führten jedoch stetig näher an die optimale Lösung.

Von der Anlage ging's weiter und nach kurzer Wegstrecke konnte man eine rote Mauer erkennen. Aus heimischen Ton ge­fertigte Ziegelsteine wurden nach Plänen des italienischen Architekten Mario Botta so vermauert, dass durch die Toreinfahrt zum Gewerbebetrieb der Fa. Benkert nicht nur der Blick auf die örtliche Kirche freigegeben wird, sondern gleichzeitig die links und rechts angeordneten Produktionsstätten optisch voll in das dörfliche Bild integriert werden. Durch geschickte Wallaufschüttung wird die Lärmemission auf ein Minimum reduziert und durch Oberlichter Tageslicht in die Produktionshallen geleitet. Ohne Frage, die Anbindung des Betriebes an die nächste öffentliche Straße erfolgt ohne Durchquerung eines Wohngebie­tes. Womit wir auch schon bei nächsten Besichtigungspunkt angekommen waren.

Bei der Ausweisung des Wohngebietes hat man größten Wert auf ein „gesundes“ Wohnen gelegt. Der gesamte Bereich wurde nach ökologischen Gesichtspunkten vermessen. An den Stel­len, wo sich Unregelmäßigkeiten in den Erdfeldern ergaben, wurden Freiflächen und Wege geplant. Nach Aufstellung eines Beschattungplanes, der sicher stellt, dass im Winter auch bei tiefstem Sonnenstand keinen Schatten auf Nachbars Wohnzimmerfenster fällt, konnten die Grundstücke geplant werden. Bei Grundstücksgrößen zwischen 400m2 und 700m2 liegt der Preis pro Quadratmeter erschlossen bei rund 100DM/m2. Natürlich ist da ein Fernwär­meanschluss an das Biomasse – Heizwerk eingeschlossen. Wer bauen möchte, muss sich an bestimmte ökologische Gesichtspunkte bei der Erstellung seines Hauses richten. Damit dies sicher gestellt ist, zahlt der Bauherr eine gewisse Summe als Pfand auf ein Konto ein. Die Gemeinde hat ein Bewertungssystem entwickelt, dass für verschiedene Maß­nahmen Punkte vergibt. Z.B. bringt eine Solaranlage eine bestimmte Punktzahl. Hat man genügend „Ökopunkte“ erreicht, erhält man sein Pfand zurück.

Als Abschluss des Rundganges konnte man die Kläranlage bestaunen. In dem Wurzelwerk der Schilfbeete wird das Schmutzwasser zweier Orte gereinigt, die noch nicht einmal zur selben Gemeinde gehören. Nach anfänglichen Problemen, deren Lösung man jetzt kennt, muss man jetzt leider doch die bisher „stromlose“ Anlage mit elektrischen Pumpen ausrüs­ten. Mit der Klärqualität ist man sehr zufrieden. Ungereimtheiten hinsichtlich der Konzentra­tion von Reststoffen konnte mit Hilfe einiger Untersuchungen von Fachhochschule und Universität geklärt (!) werden. Laut Herrn Pfeil sind diese Probleme bei Neuanlagen durchaus vermeid­bar, wenn man die Fehler bzw. Falscheinschätzungen, die bei solchen Pilotprojekten nicht außergewöhnlich sind, künftig vermeidet. Dass es viele, sogar internationale Interessenten für diese Projekte gibt, spiegelt sich in den häufigen Führungen die von Herrn Pfeil und sei­nem Kollegen durchgeführt werden. Zwei Wochen nach unserer Besichtigung fand eine Führung für eine Delegation aus Japan statt.

Eines wurde wieder einmal klar:

Engagement kann sich rentieren, wenn nicht ständig von oben „geblockt“ wird.

(Leider hatte kein Vertreter der Gemeinde Bergtheim, obwohl vorab informiert, an diesem Tag einen Platz in seinem Terminkalender gefunden)

Im Falle Alterhausen waren sicherlich auch die (EU)-Fördermittel hilfreich.

Im Namen der Teilnehmer bedanken wir uns noch einmal herzlich bei Herrn Pfeil für die freundliche Aufnahme und die kompetente Führung, bei der er nicht nur die positiven Sei­ten darstellte, sondern auch Schwierigkeiten nicht verschwieg.

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